Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung
Gedanken der Landesinklusionsbeauftragten unseres Landesverbandes: Kathleen Noack
Heute ist für manche vielleicht nur der 3. Dezember, ein Montag, drei Wochen vor Weihnachten. Für viele von uns ist heute aber auch ein ganz besonderer Tag. Der 3. Dezember ist ein Gedenk- und Aktionstag für Menschen mit Behinderung, ausgerufen von den Vereinten Nationen.
Ein Beispiel hierfür sind Veranstaltungen, die behinderte Menschen, ihre Belange und Bedürfnisse in den Mittelpunkt rücken. Der Tag soll jährlich unser Bewusstsein zu dieser Thematik wachhalten und sensibilisieren für deren Sorgen und Probleme. Die entstehen durch nach wie vor zu viele Barrieren im täglichen Leben. Der Tag soll uns dazu bewegen, dass wir uns für die Rechte von Menschen mit Behinderung stark machen. Internationale Normen und Standards gilt es weiter umzusetzen, denn da ist noch viel Luft nach oben.
Von Behinderung wird gesprochen, sobald die Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben durch körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigungen erschwert ist (länger als ein halbes Jahr oder dauerhaft). Dies wird verursacht durch ein Zusammenspiel ungünstiger Umweltfaktoren (Barrieren) und Eigenschaften der behinderten Person, die die Überwindung der Barrieren erschweren oder unmöglich machen. Behindert wird der Mensch, aber nur durch ihn behindernde Einrichtungen, Alltagsgegenstände und vor allem auch durch die Einstellung anderer Menschen.
Was ich mir wünsche ist, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft akzeptiert werden und gleichberechtigt sind sowie selbstbestimmt an dieser teilhaben können – unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, Bildung, eventuellen Behinderungen oder sonstigen individuellen Merkmalen. Das ist INKLUSION. Für alle. In einer inklusiven Gesellschaft gibt es keine definierte Normalität, sondern normal allein ist die Tatsache, dass Unterschiede vorhanden sind. Diese sind eine Bereicherung. Inklusion lässt sich, wenn man es anstrebt in allen Lebensbereichen und Altersgruppen der Menschen umsetzen.
In Kindertagesstätten ist die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung zwar eine Herausforderung, dies eröffnet aber neue Möglichkeiten Kindern so früh wie möglich bewusst zu machen, wie normal es ist, dass jeder anders ist und alle dazugehören.
In Schulen bedeutet Inklusion, dass Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen können, also Kinder mit und ohne Förderbedarf. Dies ist besonders wichtig, denn Kinder mit Behinderung lernen im gemeinsamen Unterricht mehr und Kinder ohne Behinderung nicht weniger. Unser starr gegliedertes Schulsystem sollte endlich dahin verändert werden.
Eine Berufsausbildung ist eine mögliche Grundlage für die Teilhabe von behinderten Jugendlichen und Erwachsenen am Arbeitsleben. Währenddessen ist es von großer Bedeutung, die Menschen in ihren individuellen Bedarfen zu unterstützen. Hierbei wird Betrieben sowohl organisatorisch als auch finanziell geholfen.
Für Menschen mit Behinderungen die studieren brauchen wir chancengerechte Studienbedingungen, denn noch immer werden behinderte Studierende beeinträchtigt durch bauliche, kommunikative oder strukturelle Barrieren. Das Ziel ist eine Hochschule für alle, wo jede und jeder die Möglichkeit bekommt zu studieren und auch hier individuelle Bedarfe berücksichtigt werden.
Auf dem Arbeitsmarkt herrscht Fachkräftemangel. Behinderte Menschen haben Potential und gehören nicht pauschal in Behindertenwerkstätten. Knapp 9200 Fachkräfte mit Behinderung stehen dem Arbeitsmarkt in Sachsen zur Verfügung. Drei Viertel davon haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, jeder Zwanzigste hat studiert. Menschen mit Behinderung sind leistungsfähig, zuverlässig und ein Gewinn für Unternehmen und Kollegen. (Quelle: Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz)
Bedeutsam ist auch Inklusion im Alter, denn in Deutschland ist etwa jede® Vierte über 60 Jahre alt. Auch dann brauchen Menschen mit Behinderung zur Sicherung ihrer Lebensqualität jegliche Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen, angefangen bei der Wohnsituation bis hin zur Teilhabe am sozialen Leben. Neue Modelle des Zusammenlebens sind hier zu durchdenken, Separation und Vereinsamung sind keine Lösung.
Verschiedene Freizeitmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung gibt es, wenngleich nicht genug. Auch hier kann in Verbänden und Vereinen noch mehr getan werden. Menschen mit Behinderung möchten auch in ihrer Urlaubszeit reisen. Hierfür gibt es Reisebüros, die sich darauf spezialisiert haben. Abgesehen davon möchte man aber vielleicht auch nur Verwandte oder Freunde besuchen. Dafür braucht es barrierefreie Haltestellen, Bahnsteige und öffentliche Verkehrsmittel. Auch das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs, um alle Wege im Alltag zu bewältigen, muss dringend weiter ausgebaut und barrierefrei werden.
Viele Menschen mit Behinderung haben Interesse an Politik und sind in unserer solidarischen Partei wichtige Mitstreiter*innen, die durch ihre Wünsche, Meinungen und Erfahrungen wertvolle Beiträge leisten um Dinge auf den Weg zu bringen, die die Lebensbedingungen aller Menschen mit Behinderung verbessern und natürlich auch mit daran arbeiten eine noch inklusivere Partei zu werden. Danke dafür.