Wahlprüfstein Landtagswahl 2019: Landessportbund Sachsen

  1. Sport als Pflichtausgabe

Was wollen Sie dazu beitragen, damit der Sport in Sachsen als Pflichtaufgabe und nicht nur als freiwillige Aufgabe wahrgenommen und umgesetzt wird?

Für uns ist der Sport ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Damit nicht die Haushaltlage einer Kommune darüber entscheidet, ob und wie Sporttreiben möglich ist, muss einerseits die Gemeindeordnung so geändert werden, dass der Sport in Zukunft eine kommunale Pflichtaufgabe ist, andererseits aber die Kommunen finanziell so ausgestattet werden, dass dies auch gewährleistet werden kann.

  1. Sportsystem und dessen Rahmenbedingungen

2.1. Wie beurteilen Sie die langfristige Bedeutung von Sport und Bewegung für die Gesundheit der sächsischen Bevölkerung – insbesondere unter präventiven Gesichtspunkten?

Sport und Bewegung haben einen sehr hohen Stellenwert für die Gesundheit, übrigens aller Altersklassen. Daher ist es für uns unverständlich, dass beim Sportunterricht gekürzt wird. Statt einer Kürzung muss auch der Sportunterricht reformiert und zu einem täglichen Angebot „Bewegung und Gesundheit“ weiterentwickelt werden. Gesundheitssport, Präventionssport und Sport für Menschen mit Beeinträchtigungen müssen selbstverständliche Bestandteile des organisierten Sports sein. Das stärkt auch den inklusiven Charakter des Sports.

2.2. Wie beurteilen Sie die Bedeutung der Sportvereine für die Sicherung und Entwicklung des Sozialraumes in den Städten, Kommunen und im ländlichen Raum?

Sport verbindet und fördert neben der Gesundheit soziale Kontakte und kann Menschen unterschiedlicher räumlicher, kultureller und sozialer Herkunft und unterschiedlichen Alters und Geschlechts zusammenführen. Daher leisten die Sportvereine in allen Kommunen einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt.

  1. Finanzen

3.1. Die Zusicherung einer angemessenen Grundfinanzierung aus Landesmitteln ist für den organisierten Sport in Sachsen essentiell. Sind sie bereit, den Sport in Sachsen finanziell auch in Zukunft so auszustatten, dass er die aus eigener Verantwortung übernommenen und zusätzlichen Aufgaben und Verpflichtungen erfüllen kann und Spielraum für die weitere Entwicklung des Sports in Sachsen gegeben ist?

Selbstverständlich!

3.2. Die bereits bestehenden Landesprogramme für den Sport (Im Sport verein(t) für Demokratie, Integration von Flüchtlingen durch Sport, Freiwilligendienste im Sport) sind unerlässliche Hilfen für den organisierten Sport in Sachsen. Setzen Sie sich für deren dauerhafte Beibehaltung und ggf. Erweiterung ein?

Die Programme sind wichtig und richtig und sollten mindestens beibehalten und bei Bedarf auch erweitert werden. Freiwilligendienste im Sport müssen ausgeweitet werden.

3.3. Halten sie es für möglich, dass der Landesportbund Sachsen zusätzlich zur konsumtiven Sportförderung auch die Investitionsmittel für kleine Baumaßnahmen direkt an die Sportvereine ausreicht?

Ein solches Verfahren würde m.E. einen großen Beitrag zur Entbürokratisierung leisten und damit die Vereine von aufwändigen Förderantragsverfahren entlasten. Das wäre sehr zu begrüßen und müsste vertraglich zwischen Freistaat und LSB geregelt werden. Das betrifft dann sowohl die finanziellen Zuwendung und Zuweisungen als auch mögliche personelle Veränderungen.

  1. Digitalisierung

Die Digitalisierung stellt eine sehr große Herausforderung dar. Sowohl fehlende Breitbandanschlüsse, Netzverfügbarkeiten und finanzielle Aufwendungen sind große Hürden. Welche Unterstützungsmaßnahmen bieten Sie dem Sport an?

Der Breitbandausbau wurde lange vernachlässigt und kommt auch derzeit noch nicht zügig voran. Wenn Vereinen aufgrund fehlender Anschlüsse Mehrauswendungen entstehen müssen sie ausgeglichen werden. Hier ist der Freistaat in der Pflicht.

  1. Sportstätten

5.1. Wie beurteilen Sie die Situation der kommunalen Sportstätten und deren Sanierungsbedarf?

Trotz mehrerer Fördermöglichkeiten (Fachförderung über die Sportförderrichtlinie, KP II, Brücken in die Zukunft – Programm, Zukunftssicherungsfonds, LEADER in einzelnen Regionen) haben die kommunalen Sportstätten immer noch einen erheblichen Sanierungsbedarf, zumal Investitionen in Sportstätten als freiwillige Aufgabe einer Kommune bei schwacher Finanzausstattung nicht oberste Priorität haben muss.

5.2. Halten Sie eine – angesichts des hohen Bedarfes – deutliche Mittelerhöhung beim vereinseigenen Sportstättenbau für notwendig?

Ja, unbedingt und das Ganze in Kombination mit Frage 3.3.

5.3. Würden sie das Anliegen des LSB unterstützen, einen digitalen Sportstättenatlas für Sachsen auf den Weg zu bringen?

Ja, klar.

  1. Förderung des freiwilligen Engagements und des Ehrenamtes 

6.1. Welche konkreten Maßnahmen schlagen sie zur Förderung des Ehrenamtes in Sachsen vor?

Viele Sächsinnen und Sachsen engagieren sich freiwillig in ihrer Nachbarschaft, in Pflegeeinrichtungen, Vereinen, Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen, im Kulturbereich, in Seniorenvertretungen, bei der Unterstützung geflüchteter Menschen und anderswo. Dieses unverzichtbare Engagement ist wichtig für ein gutes Miteinander und gibt Anstöße für die Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens. Doch Ehrenamt ist nicht dazu da staatliches Handeln zu ersetzen. Hier gilt: Hauptamtlichkeit ist das Rückgrat für ehrenamtliches Engagement. Das wollen wir durch ein Bündel an Maßnahmen fördern. Dazu zählen Weiterbildungsangebote, professionelle Begleitung und Aufwandsentschädigungen wie z.B. Fahrkarten. Wir werden flächendeckend Freiwilligenzentren dauerhaft finanzieren. Diese dienen dem Austausch, der Unterstützung und der Beratung Ehrenamtlicher. zudem werden wir einen Vorschlag für eine „Ehrenamtsrente“ erarbeiten. So wollen wir für je fünf Jahre ehrenamtliche Arbeit einen Rentenpunkt anrechnen lassen. Darüber hinaus setzten wir uns zur Förderung des Ehrenamtes für die Errichtung von Stadtteilfonds und ähnlicher unbürokratischer Fördermöglichkeiten z.B. für Dorfgemeinschaften ein.

6.2. Welche Verwaltungserleichterungen schlagen Sie zur Attraktivitätssteigerung und Entlastung des Ehrenamtes in Sachsen und im Speziellen im Sport vor (auch in der Steuergesetzgebung)?

z. B. durch deutliche Vereinfachung im Förderantragsverfahren, auch endlich digital, Aufwandsentschädigung darf, sofern sie einen belegbaren Aufwand ausgleicht, nicht versteuert werden müssen – innerhalb angemessener Grenzen, die man aber dem Beispiel aus NRW folgend auch anheben kann. Vorstellbar wären kommunale Entlastungen Ehrenamtlicher, etwa bei Gebühren, bei Refinanzierung durch den Freistaat

6.3. Können Sie sich vorstellen, ein „Sonderprogramm“ zur Förderung des Ehrenamtes in Sachsen und im Speziellen im Sport aufzulegen?

Ja.

6.4. Ehrenamtliches Engagement in Sachsen braucht vor allem Zeit, insbesondere in der Aus- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen steckt. Wie stehen sie zum Thema Bildungsurlaub in Sachsen?

Das ist eine langjährige Forderung von uns und muss in der nächsten Legislatur endlich eingeführt werden!

  1. Kinder, – Jugend – und Schulsport

7.1. Welche Bedeutung messen Sie Sport und Bewegung für die geistige und körperliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen bei?

Eine sehr große! Freude an Bewegung, am (gemeinsamen) Sporttreiben und der sportliche Wettstreit müssen gefördert und ausgebaut werden. Dazu gehören auch Programme wie „Bewegte KiTa“ oder „Bewegte Schule“.

7.2. Halten Sie die aktuelle Entwicklung im sächsischen Schulsport, teilweise Reduktion der dritten Schulsportstunde und Ausweitung des Ganztagsangebotes für zielführend?

Nein! Das Gegenteil ist der Fall, während im Schulsport alle Kinder erreicht werden können, auch die, die vielleicht nicht so gerne Sport treiben, erreicht GTA eben nur die, die es wollen. Das ist ein Fehler und muss korrigiert werden.

7.3. Welche Initiativen regen sie an, um mehr Sport und Bewegung in den Alltag von Kindern und Jugendlichen zu bringen?

Außer Frage steht, dass auch der Lehrplan im Fach Sport einer kritischen Betrachtung unterzogen werden muss. Wir wollen den Schulsport weiterentwickeln (siehe 2.1.) und ersetzen den reinen Wettbewerbscharakter in der Benotung durch differenzierte Bewertung nach Voraussetzungen und Fortschritt. Das nimmt auch „unsportlichen“ Kindern die Angst vor dem Unterricht, schafft Erfolgserlebnisse und fördert somit die Freude an Bewegung. Im Schulalltag von Kindern und Jugendlichen muss eine Stunde Sport/Bewegung am Tag ermöglicht werden.

Die Nutzung von Sportstätten soll für Kinder und Jugendliche entgeltfrei sein.

  1. Jugendarbeit im Sport

8.1. Leisten Sportvereine Jugendarbeit im Sinne SGB VIII?

Ja.

8.2. Sehen sie Gesundheit und Bewegung als ein Bildungsziel im Rahmen örtlicher und überörtlicher Jugendhilfe?

Ja, neben den anderen Zielen, ist Bewegung auch ein Bildungsziel

8.3. Welche Rolle spielt für Ihre Partei Mitbestimmung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen im Sportverein? Wie würden Sie dieses unterstützen?

Mitbestimmung und Partizipation spielen für uns eine große Rolle, das gilt auch für Kinder und Jugendliche und auch in den Sportvereinen beispielsweise durch Jugendvorstände und Kinder- und Jungendvertretungen in den »normalen« Vorständen. Mitbestimmung ist eine Querschnittsaufgabe! Angebote der demokratischen Bildung im Sport (Demokratietrainer) müssen langfristiger angelegt werden, Erwachsene (Vorstände, Übungsleiter) in den Vereinen müssen geschult werden, auch Kindermitbestimmung zuzulassen, Kinder und Jugendliche sollten auch im Verein Demokratie erlernen, leben und erleben. Im Sport, nicht nur bei Mannschaftssportarten lässt sich das auch praktisch erlebbar machen.

Möglich wäre eine finanzielle Unterstützung von Jugendvorständen oder geförderte Kinder- und Jungendkoordinatoren in den Vereinen, generell aber unterstützen wir jede Form der demokratischen Mitbestimmung

  1. Leistungssport

9.1. Sachsen steht im Zuge der Leistungssportreform vor möglichen größeren Einschnitten. In welchem Umfang halten sie Mittelerhöhungen (und wofür) für notwendig, um den Leistungssportstandort Sachsen für zukünftige Aufgaben zu sichern?

Die bedarfsgerechte Finanzierung des Olympiastützpunktes Sachsen und die Sicherstellung des Erhalts der bestehenden Standorte sind wichtige Voraussetzungen, um den Leistungssportstandort Sachsen attraktiv und erfolgreich zu erhalten und auszubauen. Z. B. die Schanzen in Klingenthal, Oberwiesenthal sowie die kleinen Übungsschanzen für den Nachwuchs gehören ebenso dazu, wie die Bobbahn Altenberg. Die Sportstätten für Landes- und Bundesstützpunkte in Sommer- und Wintersportarten müssen den Anforderungen an Spitzensport genügen. Qualifizierte Trainer und Übungsleiter sorgen dafür, dass die Sportlerinnen und Sportler Höchstleistungen erbringen können. Da all dies nicht zum Nulltarif zu bekommen ist, müssen entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Hier gilt es auch die kommunale Ebene zu entlasten.

9.2. Eliteschulen des Sports sind eine sächsische Erfolgsgeschichte, die ohne Internate und deren Betreibung nicht denkbar sind. Welche Unterstützungsmaßnahmen können sie sich für die Internatsbetreibung vorstellen?

Die Trägerstruktur in Sachsen ist leider unterschiedlich. Daher haben wir sehr unterschiedliche Preisgestaltungen für die Unterbringung und auch die Essenspreise differieren stark zwischen den 6 Standorten. Eine Lösung könnte sein, dass Schulträger der Eliteschule auch Träger des Internates sind und es einen Zuschuss vom Freistaat gibt, statt Elternbeiträge erhöhen. Generell wäre eine Vereinheitlichung aber denkbar, um Unterschiede auszugleichen.