Wahlprüfstein Landtagswahl 2019: Universities Allied for Essential Medicines Europe e.V. (UAEM)

1. Zugang zu Ergebnissen öffentlich finanzierter Forschung

Die Grundlagenforschung für Arzneimittel wird weitgehend öffentlich finanziert und durchgeführt. Pharmaunternehmen führen meist die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente erst dann durch, wenn der Wirkmechanismus geklärt ist und der Wirkstoff vielversprechend  erscheint  . Somit haben die meisten Medikamente ihren Ursprung an Universitäten. 41% der Gesamtausgaben zur Gesundheitsforschung kommen direkt aus staatlicher Hand. Hinzu kommen weitere 8% aus sogenannten private-not-for-profit Organisationen. Dennoch haben viele Patient*innen weltweit keinen Zugang zu den notwendigen Medikamenten, weil diese nicht erschwinglich sind oder mit hohen Kosten für das Gesundheitssystem einhergehen.

a. Mit öffentlichen Geldern entwickelte medizinische Innovationen sollten für Menschen weltweit finanziell möglichst erschwinglich und damit zugänglich sein.

keine | | | | | volle
Zustimmung | | | | |             x Zustimmung

 

Optionale Begründung:

  • Für DIE LINKE muss sich Arzneimittelforschung am medizinischen Bedarf und nicht an der kommerziellen Verwertbarkeit orientieren. Wir verstehen sie als öffentliche Aufgabe. Der Zugang zu Wissen und zu therapeutischen Innovationen ist für uns ein Menschenrecht.

2. Technologietransfer

Technologie-Transfer-Büros nehmen eine zentrale Rolle beim Wissenstransfer von der universitären  in  die  privatwirtschaftliche  Forschung  ein.  Dabei  hat  die  Universität  einen großen Einfluss auf die Verwertung ihrer Entdeckungen. Es existieren verschiedene Modelle für eine sozial-gerechte Patentverwertung, z.B. das Modell des Equitable Licensing.

a. Die universitäre      Patentverwertung      sollte      sich      an      einem gesamtgesellschaftlichen Nutzen orientieren. Daher sollten an sächsischen Universitäten Richtlinien zur sozial-gerechten Patentverwertung erstellt und umgesetzt werden.

keine volle
Zustimmung             x Zustimmung


Optionale Begründung:

  • Die Richtlinien zur Patentverwertung sollten nicht nur sozial-gerecht sein, sondern auch beinhalten, dass Forschung an Hochschulen grundsätzlich friedlichen Zwecken dienen muss.

3. Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen

Der Austausch von Wissen, insbesondere von aktuellen Forschungsergebnissen, ist zentral für Effizienz und Kollaboration in der Forschung. Open Access steht für einen freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen. Bei Open Access Publikationen zahlt der Autor oder die Autorin (bzw. die Forschungsinstitution) für die Veröffentlichung, das Lesen der Artikel ist hingegen für jeden kostenlos. Auch wenn dies zunächst mehr kostet, können langfristig Gelder gespart werden, da extremhohe Kosten für Abonnements von Nicht-Open-Access Journalen vermieden würden. Zudem ermöglicht dies Wissenschaftler*innen in ärmeren Ländern den barrierefreien Zugang zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

a. Die Publikationen der Ergebnisse universitärer Forschung sollten für jeden kostenfrei einsehbar sein und daher im Open-Access-Format veröffentlicht werden.

keine volle
Zustimmung              x Zustimmung


Optionale Begründung:

  • Zu den Aufgaben der Forschungspolitik gehört auch ein freier Zugung zu Wissen. Er ist Vorraussetzung für Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe. Regelungen zum geistigen Eigentum wie Urheber*innenrechte und Patente dürfen das Recht auf Bildung, die Informations- und Wissenschaftsfreiheit nicht gefährden.

b. Zur Deckung   der   durch   Open-Access-Publikationen   gegebenenfalls entstehenden Mehrkosten sollten in Sachsen zusätzliche öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt werden

keine volle
Zustimmung              x Zustimmung


Optionale Begründung:

  • Wir setzen uns für eine ausreichend öffentlich finanzierte Forschung ein, denn nur dadurch kann wissenschaftliche Autonomie gewährleistet werden. Dazu gehören auch die Publikationen von bspw. Forschungsergebnissen.

4. Ergebnisse klinischer Studien

Aktuellen Studien zufolge bleiben etwa 50% aller klinischen Studien unveröffentlicht. Dies ist insbesondere bei negativen Ergebnissen der Fall, wodurch Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile der geprüften Arzneimittel verzerrt werden können. WHO und EU fordern, dass binnen eines Jahres nach Beendigung einer klinischen Studie ein Ergebnisbericht auf einem Register veröffentlicht wird. Auch sächsische Universitäten veröffentlichen nur einen Teil ihrer durchgeführten klinischen Prüfungen ordnungsgemäß. (Siehe: 1. Compliance with requirement to report results on the EU Clinical Trials Register: cohort study and web resource, BMJ 2018;362:k3218   2. Benchmarking university medical centres for responsible metrics, doi:  https://doi.org/10.1101/467746)

a. An medizinischen  Fakultäten  in  Sachsen  durchgeführte  klinische  Studien sollten binnen eines Jahres nach Studienende veröffentlicht werden. Nicht- Einhalten sollte sanktioniert werden.

keine volle
Zustimmung                x Zustimmung

 

Optionale Begründung:

  • Jede mittels öffentlicher Gelder durchgeführte Studie sollte auch öffentlich zugänglich sein. Von Sanktionierung sehen wir ab, denn dies führt meist zur Kürzung der finanziellen Mittel der Hochschulen, die diese eigentlich zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen würden. Hier müssen andere Möglichkeiten gefunden werden bspw. gesetzliche Regelungen, oder positive Anreize.

5. Forschungsausrichtung

Die Festlegung von Forschungsschwerpunkten im Bereich Gesundheit ist häufig durch marktwirtschaftliche Anreize bestimmt und richtet sich nicht in erster Linie nach der Krankheitslast.

a. Die Schwerpunkte  medizinischer  Forschung  an  sächsischen  Universitäten sollten sich zu einem größeren Teil an der Krankheitslast und dem weltweiten medizinischen Bedarf orientieren. Dies schließt eine verstärkte Forschung an armutsassoziierten und vernachlässigten Krankheiten ein.

keine volle
Zustimmung              x Zustimmung


Optionale Begründung:

  • Nur eine unabhängige Forschung kann zukunftsweisende Analysen in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung liefern und sich Fragestellungen widmen, die nicht vorrangig finanziell rentabel sind. Deshlab setzten wir uns für einen hohen Anteil grundfinanzierter Forschung ein. Für themengebundene Förderung ist die Schaffung qualitativer Leitbilder notwendig, die die Bewälltigung von sozialen und ökologischen Problemen ins Zentrum der Forschung rücken.

6. Alternative Forschungs- und Entwicklungsmodelle (F&E)

Neben   dem   aktuellen   F&E‑System   gibt   es   verschiedene   Ansätze   Forschung   und Entwicklung gezielt in medizinisch sehr relevanten, jedoch wenig profitablen Bereichen zu fördern und möglichst kostengünstige neue Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika auf den Markt zu bringen. Die Bundesregierung unterstützt bereits jetzt verschiedene Initiativen mit alternativen Finanzierungs- und Anreizmechanismen, so etwa die Drugs for Neglected Disease initiative (DNDi), das Global Antibiotic Research & Development Partnership (GARDP) oder die TB-Alliance.

a. Alternative F&E‑Systeme stellen eine gute Ergänzung des bisherigen gewinnorientierten, patentbasierten Systems dar und sollten verstärkt gefördert werden, insbesondere bei den sogenannten vernachlässigten Krankheiten und der Antibiotika-Entwicklung.

keine volle
Zustimmung              x Zustimmung

Optionale Begründung:

 

b. Die Kooperation    zwischen    sächsischen    Universitäten    und    Non-Profit- Produktentwicklungspartnerschaften sollte gefördert und ausgebaut werden.

keine volle
Zustimmung              x Zustimmung

 

Optionale Begründung:

  • Grade bei Fragen des gesellschaftlichen Nutzens sowie der Nachhaltigkeit von Entwicklungen ist die organisierte gemeinnützige Zivilgesellschaft neben Wirtschaft und institutioneller Wissenschaft eine kompetente Ansprechpartnerin und sollte auch gleichberechtigt in die Beratungs- und Entscheidungsgremien einbezogen werden.

7. Transparenz

In den letzten Jahren ist es zu immer mehr Kooperationen zwischen Universitäten und Akteur*innen  der  Privatwirtschaft  im  Bereich  der  medizinischen  Forschung  gekommen. Häufig sind dabei gemachte Vereinbarungen zum Schutz von betriebswirtschaftlichen Geheimnissen nicht oder nur zum Teil öffentlich einsehbar.

a. Das öffentliche Interesse an Transparenz und die damit einhergehende Einsicht in getroffene Vereinbarungen sind bei Kooperationen von Privatwirtschaft und Universitäten wichtiger als betriebswirtschaftliche Geheimnisse.

keine volle
Zustimmung              x Zustimmung


Optionale Begründung:

  • DIE LINKE setzt sich für eine gesetzlich verankerte Drittmittelvergabekommission ein, um die Kooperationen der Hochschulen mit Dritten transparent zu machen.

8. Interessenkonflikte

Auf Kongressen, in wissenschaftlichen Zeitschriften und in vielen Ländern auch an Universitäten ist es gängige Praxis, dass Autor*innen bzw. Redner*innen ihre Interessenkonflikte angeben müssen. In der Lehre an medizinischen Fakultäten in Sachsen und Deutschland ist dies jedoch nicht der Fall, obwohl hier eine unabhängige Meinungsbildung von angehenden Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen von besonderer Bedeutung ist.

a. Dozent*innen an Universitäten sollten Interessenkonflikte, die während ihrer Lehrtätigkeit (z.B. in Vorlesungen oder Seminaren) auftreten, offenlegen.

keine volle
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Optionale Begründung:

9. Globale Gesundheit in der Lehre

Die heutige globalisierte Welt stellt das deutsche Gesundheitssystem und die in ihr tätigen Mediziner*innen zunehmend vor grenzenübergreifende medizinische Herausforderungen. Dazu zählen die Folgen der globalen Erderwärmung und der zunehmenden Mobilität sowie die Ausbreitung neuer Infektionskrankheiten und resistenter Erreger. Dennoch findet das Thema Globale Gesundheit bisher kaum Einzug ins medizinische Curriculum.

a. Das Thema  Globale  Gesundheit  sollte  in  der  Ausbildung  mehr  Beachtung finden und daher fester Bestandteil des Curriculums medizinischer Studiengänge werden.

keine volle
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Optionale Begründung:

  • Die Transformation unserer Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit muss im Zentrum der Forschungspolitik stehen. Dies gelingt nur, wenn über Ländergrenzen hinweg gemeinsam an den Lösungen für globale Probleme gearbeitet werden kann.

10. Globaler Austausch

Austausch und wissenschaftliche Zusammenarbeit sind im Bereich Globale Gesundheit von besonderer Bedeutung.

a. Der Austausch von Forscher*innen und Ärzt*innen zwischen sächsischen Institutionen und Einrichtungen in Ländern des globalen Südens sollte ausgebaut und gefördert werden.

keine volle
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Optionale Begründung:

  • Aufgabe der Hochschulen ist es Wissenschaftler*innen die Möglichkeiten bereitzustellen an globalen Problemen im weltweiten Austausch forschen zu können. Für die personelle und finanzielle Ausstattung muss der Freistaat Sorge tragen.