Situation des Landesverbandes nach der Bundestagswahl
Diskussionsbeitrag zum TOP 4 der Sitzung des Landesrates am 30.10.2021 (Viko)
- Das Wahlergebnis ist ein Desaster, die LINKE befindet sich in einer existenzbedrohenden
- Unsere derzeitige Situation ist in vieler Hinsicht die Wiederholung der Situation vom 2002, wir sollten deshalb die Ratschläge des Soziologen Michael Chrapa (2003 verstorben) auswerten und beherzigen: auch damals befürworteten mehr als 70 % der Bevölkerung die Zielstellungen der PDS, sie wählten uns aber nicht in den Bundestag!!
Die wichtigsten Ratschläge von Dr. Michaele Chrapa (Vortrag Oktober 2002 in Leipzig):
- strikte Hinwendung zur Realität (als eine »kopernikanische Wende im Denken!«), Verlassen der Binnensicht der PDS,
- lernen, Kräfteverhältnisse, auch die des Alltags, strikt realistisch einzuschätzen,
- lernen, wo die PDS etwas verändern kann (sie kann wenig verändern!),
- erkennen, nach welchen Mechanismen Veränderungen in der Gesellschaft ablaufen,
- im daraus abzuleitenden strategischen Entwurf sind die wichtigsten Konfliktlinien – die Widersprüche der Gesellschaft, die auch im Massenbewusstsein verbreitet sind – zum Gegenstand der Politik zu machen,
- mit politischen Projekten im öffentlichen Raum agieren (auch hier sei eine kopernikanische Wende notwendig): gewählt wird nicht in erster Linie nach politischen Konzepten, sondern nach Botschaften, die in die Öffentlichkeit dringen!
- nötig ist eine Parteireform:
- moderne Kommunikation,
- Fähigkeit zu Aktionen,
- Aufbruch, Veränderung, Neueinstieg beginnt in den Ländern, beginnt unten (!), oder sie beginnt nicht, und die PDS wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Zusammenfassung und Ergänzung:
- strikter Realitätsbezug in Analyse und Strategieentwicklung,
- Erkennen, was DIE LINKE verändern kann (!),
- das setzt voraus, die Mechanismen zu kennen, nach denen sich gesellschaftliche Prozesse vollziehen, und ist mit 2.) Voraussetzung für die Entwicklung einer realistischen Strategie und Taktik,
- dazu gehört auch die Erkenntnis, ob und welche Bündnispartner nötig sind,
- nicht die Aufzählung aktueller Probleme, Zielstellungen und Versprechungen bewegen die Menschen, uns zu wählen, sondern die Gewissheit, dass wir zur Lösung dargestellter Probleme beitragen können und werden,
- Widersprüche sind entscheidende Ursachen von Entwicklung, sie sind also unverzichtbar für Fortschritte unserer Parteiarbeit, sie müssen aber fair, sachlich und respektvoll ausgetragen werden!
- notwendig ist die kommunalen Verankerung unserer Partei, Sören Pellmann erklärt das schwache Abschneiden der LINKEN mit ihrer fehlenden Präsenz vor Ort,
- die Erneuerung der LINKEN gelingt nur bei einem abgestimmten Zusammenwirken aller Generationen ihrer Mitglieder!
Dorothea Wolff, Mitglied im Landesrat