Zum Abschluss in der Metall und Elektroindustrie
So gerne wir gratulieren wollen.…
Der Tarifabschluss der IG Metall lässt Wünsche offen. Zwischen einer vereinbarten Nominalen Lohnerhöhung von 5,2% und dem Hier und Jetzt liegt noch ein weiteres Jahr. Dabei haben wir eine Inflation auf einem jahrzehntelangem Hoch, welche diese Lohnerhöhung auffressen wird.
Statt Einmalzahlungen wünschen wir uns bleibende Reallohnsteigerungen für die Beschäftigten, damit Renten und soziale Absicherung auch später gesichert sind. Auch wünschen wir uns mehr Transparenz, wenn wie in dem Pilotabschluss eine automatische Differenzierung für das tarifliche Zusatzgeld und die Auszahlung der Inflationsausgleichsprämie sowie flexible Prozesse für den Fall einer Gas- bzw. Energiemangellage während der Vertragslaufzeit, vereinbart werden. Die Kolleginnen und Kollegen waren in der Vergangenheit oft bereit den Unternehmen, in für sie nachvollziehbar schwierigen Situationen, zu helfen. Daher wäre es fair, schon vor dem Eintreten der Energiemangellage zu erklären, was dann laut der flexiblen Prozesse auf sie zukäme.
Es bleibt der Eindruck, dass die IG Metall, trotz nach eigenen Angaben gut gefüllter Streikkasse, nicht bereit war, die Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen zu nutzen, um einen Reallohnverlust zu verhindern.
Die Lösung kann aber nicht sein, der IG Metall den Rücken zu kehren, ganz im Gegenteil. Sachliche Kritik der Gewerkschaftsmitglieder in Richtung der Gewerkschaften und unser gemeinsames Engagement in der gesellschaftlichen Linken machen es möglich, in der Zukunft noch höhere Ziele zu stecken und für die Beschäftigten zu erkämpfen. Dies geht nur mit starken Gewerkschaften!
So muss es auch darum gehen, die Gewerkschaft zu dem zu machen, was sie sein soll: eine kämpferische und demokratische Organisation der Beschäftigten, die nicht bereit ist, kampflose Zugeständnisse an die Unternehmerseite zu machen. Es wäre gut, wenn sich die Metallerinnen und Metaller im Vorfeld des nächsten IG Metall-Gewerkschaftstages im Herbst 2023 zusammentun, um eine kritische Bilanz der Tarifrunde einzubringen.
Um die Gewerkschaften zu stärken muss der Trend der seit Jahren rückläufigen Tarifbindung umgekehrt werden. In Deutschland waren 2020 laut DGB nur noch 52% der Betriebe an Tarifverträge gebunden. Wobei die Tarifbindung in den neuen Bundesländern deutlich unter 50% liegt. Dabei liegen die Vorteile für die Belegschaften auf der Hand. Beschäftigte mit Tarifvertrag bekommen im Schnitt rund 20% mehr Gehalt, haben oftmals mehr Möglichkeiten ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten und kommen auch besser durch Krisenzeiten. So wurde laut Hans-Böckler-Stiftung bei Beschäftigten mit Tarifvertrag das Kurzarbeitergeld mehr als doppelt so häufig aufgestockt wie bei Beschäftigten, für die kein Tarifvertrag gilt. Tarifverträge sorgen also für gute Arbeitsbedingungen und Sicherheit. Für alle Beschäftigten gilt also: Organisiert euch! Tretet in Gewerkschaften ein! Gründet Betriebsräte! Holt euch was euch zusteht! Ob bei Betriebsratsgründungen, Tarifkämpfen oder auf politischer Ebene, DIE LINKE! setzt sich nach wie vor für euch ein.
Darum kontaktiert uns gerne, wenn ihr Unterstützung braucht.
Weitere Informationen:
- Wie gründet man einen Betriebsrat? Hier gibt der DGB eine gute Hilfestellung
- Wie kann sich eine Belegschaft einen Tarifvertrag erkämpfen? Dazu hat die IG Metall einige Tipps parat