Wohnungslosigkeit breitet sich weiter aus – Susanne Schaper: In einem reichen Land wie dem unseren sollten alle ein Dach über dem Kopf haben!

Dem Statistischen Bundesamt zufolge wächst die Zahl der wohnungslosen Menschen, die von den Kommunen untergebracht werden mussten, weiter drastisch an. Dazu erklärt Susanne Schaper, Vorsitzende von Die Linke Sachsen:

„Wer seine Wohnung verliert, landet schnell in extremer Not – die Statistik erfasst hunderttausende Menschen, in denen die Kommunen mit kurzfristiger Unterbringung aushelfen konnten. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl an Menschen, die auf der Straße leben. In einem reichen Land wie dem unseren sollten alle ein Dach über dem Kopf haben! Das abzusichern ist dringlich, zumal viele Familien mit Kindern von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Maßnahmen gegen Wohnungslosigkeit helfen geflüchteten Menschen genauso wie einheimischen.

Wohnungslosigkeit ist kein Problem individuellen Versagens: Niemand lebt freiwillig in Not und Elend. Armut ist ursächlich, weiterhin der Verlust von Arbeit oder schlecht bezahlte Arbeit, steigende Mieten und Lebenshaltungskosten, Erkrankungen, Verschuldung und Schicksalsschläge. Der Freistaat muss gegen Wohnungslosigkeit vorgehen, anstatt sich auf die Kommunen zu verlassen. Vorsorge ist möglich: Wie sind die Vorsorgeketten, wenn Mieten nicht gezahlt werden? Werden in der Kommune Mietschulden übernommen, um Wohnungslosigkeit abzuwenden? Einige machen das, aber nicht alle. Und wissen die Betroffenen überhaupt von diesen Möglichkeiten? Wie können Vermieterinnen und Vermieter einbezogen werden? Vor allem in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten sind ein Mietenstopp und das Verbot von Zwangsräumungen nötig, wenn sie in die Wohnungslosigkeit führen!

Es sollte zudem ein verbindliches Verfahren geben, wenn die Flucht in eine Frauen- und Kinderschutzeinrichtung, Haft oder schwerwiegende Krankheiten einen Menschen in die Wohnungslosigkeit führen könnten. Nötig sind innovative, vernetzte, passgenaue Angebote der Wohnungslosenhilfe, die nicht vor allem auf Notunterbringung gerichtet sind. Zur Landesverantwortung gehört das Forcieren innovativer Konzepte wie Housing First. Dieses Modell nach dem Grundsatz ‚Zuerst eine Wohnung, dann Lebensstabilisierung‘ wird erfolgreich in Leipzig praktiziert. Um diese Modelle auszuweiten, fordern wir finanzielle Ressourcen für weitere Projekte.

Nötig sind nicht zuletzt mehr Investitionen in bezahlbaren Wohnraum. Ein öffentliches Wohnungsbauprogramm und der Einstieg in die Neue Wohngemeinnützigkeit würde dauerhaft bezahlbare Wohnungen schaffen. Wir wollen kommunale Wohnungsunternehmen und Genossenschaften unterstützen, etwa bei der Fördermittelvergabe, und mehr Fördermittel für sozialen Wohnungsbau bereitstellen, nicht nur in Großstädten. Sozialwohnungen sollen Sozialwohnungen bleiben! Soziale Wohnraumförderung soll stattdessen öffentlichen und gemeinwohlorientierten Wohnungsunternehmen zukommen, die bezahlbare Mieten garantieren. Eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft ist nötig, die mit den kommunalen Gesellschaften bezahlbaren Wohnraum schafft und erhält.“